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Eibischwurzel - Althaeae radix [Ph. Eur. 7.0 (07/2010:1126)]

Stammpflanze: Althaea officinalis L. / Eibisch [Fam. Malvaceae / Malvengewächse]. Synonyme: Althaea taurinensis DC. Dt. Synonyme: Heilwurz, Sammetpappel, Ibischwurz. Englisch: marshmallow, white mallow, Moorish Mallow.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Ausdauernde, samtig-filzig behaarte Pflanze mit einer Größe von 0,6 bis 1,5 m, zuweilen sogar bis 2 m. Hauptwurzeln mit einer Länge bis 50 cm lang und einer Dicke von einigen Zentimetern senkrecht nach unten wachsend. Stengel an der Basis verholzt, aufrecht und in der Regel unverzweigt. Blätter kurzgestielt, mit schmalen, jedoch sehr schnell hinfälligen Nebenblättern, schwach 3- bis 5-fach gelappt. Blüten einzeln bis büschelig gehäuft in den Blattachseln. Blüten mit mehreren, am Grunde verwachsenen und zur Spitze verschmälerten, bis 1 cm langen Außenkelchblättern. Kronblätter rosa bis weiß, 1,5 bis 2 cm lang und breit. Staubblätter zahlreich, zu einer langen Röhre verwachsen, von der oben die Staubbeutel abzweigen. Der Fruchtknoten ist oberständig und vielfächrig. Die 5 bis 8 mm große Frucht zerfällt in fein behaarte Teilfrüchte, die jeweils einen dunkelbraun gefärbten, zusammengedrückten Samen enthalten. Blütezeit in Deutschland: Juli bis September.

Verbreitung: Nahezu gesamtes gemäßigt temperiertes Asien (Süd-Sibirien, China, Mittel-, Zentral- und Vorderasien, Afghanistan, Iran). Von dort westwärts über ganz Südeuropa bis Spanien, im Norden bis Deutschland und Holland. In Nordafrika in den nördlichen Teilen Algeriens und im Nordosten Tunesiens.

Droge: Die geschälten oder ungeschälten, ganzen oder geschnittenen, getrockneten Wurzeln.

Beschreibung der Droge: Die ungeschälten, ganzen Wurzeln sind zylindrisch, meist etwas gedreht und bis 2 cm dick. Sie weisen eine deutliche Längsfurchung und eine graubraune Oberfläche auf, auf der zahlreiche Narben von Nebenwurzeln erkennbar sind. Der Bruch ist außen auffällig faserig und innen uneben und körnig. Am Bruch erkennbar ist die Schichtung der Wurzel. Außen befindet sich eine mehr oder weniger dicke, weißliche Rinde mit einem bräunlichen Periderm. Nach innen folgt das gut erkennbare, bräunliche Kambium und innen der weiße Holzkörper. Besonders deutlich sichtbar wird die Schichtung der Rinde sowie die strahlenförmige Struktur des Holkörpers beim Befeuchten. Die geschälte Droge, bei der Periderm (Kork) und äußere Rindenteile fehlen, weist eine grauweiße und feinfaserige Oberfläche auf.

Geruch und Geschmack: Geruch schwach eigenartig, etwas mehlig. Geschmack schleimig und leicht süßlich.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Radix Althaeae, Radix Bismalvae, Radix Doronicae, Radix Hibisci; Deutsch: Bismalvawurzel, Heilwurzel, Ibischwurzel, Schleimwurzel, Weißwurzel, Weiße Malven-Wurzel, Weiße Süßholzwurzel; Englisch: Marshmallow roots.

Herkunft: Ausschließlich aus dem Anbau. Hauptlieferländer sind die ost- und südosteuropäischen Staaten Bulgarien, ehemaliges Jugoslawien, Russland und Ungarn. Weiteres bedeutsames Lieferland ist Belgien. Anbau früher auch in Deutschland, heute jedoch aus Kostengründen weitgehend eingestellt..

Inhaltsstoffe: Hauptinhaltsstoffe der Droge sind Schleimstoffe. Der Gehalt liegt durchschnittlich zwischen 5 und 10 % und kann je nach Erntezeitpunkt und Aufarbeitung der Droge maximal bis 20 % erreichen. Chemisch handelt es sich bei den Schleimstoffen um ein Gemisch unterschiedlich aufgebauter Polysaccharide. Als viskositätsbestimmender Anteil gelten verzweigte Galacturonorhamnane, die ein Molekulargewicht von 34.000 bis über 500.000 Dalton aufweisen. Weitere bedeutungsvolle Bestandteile sind hochverzweigte Arabinane (Molekulargewicht ca. 15.000 Dalton), Glucane, Arabinogalactane sowie weitere, nicht exakt identifizierte saure Heteropolysaccharide. Weitere Inhaltsstoffe sind Stärke (30 bis 38 %), Pektine (etwa 11 %) sowie geringe Mengen an Flavonoiden, phenolischen Carbonsäuren und Scopoletin.

Wirkungen: Reizlindernd (Schutz von entzündeten Schleimhäuten vor lokalen Reizungen durch einhüllende Wirkung des Schleims), Hemmung der mukoziliaren Aktivität und Steigerung der Phagozytose.

Anwendungsgebiete: Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum und damit verbundener Reizhusten. Leichte Entzündungen der Magenschleimhaut.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: Innerliche Anwendung: In der Volksheilkunde häufig auch in Kombination mit anderen Drogen, fast ausschließlich aber bei den oben genannten Anwendungsgebieten. Früher auch als Mittel gegen Fieber, mit dieser Indikation heute jedoch bedeutungslos. Äußerlich Keine Angaben.

Gegenanzeigen: Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre.

Unerwünschte Wirkungen: In sehr seltenen Fällen ist gelegentliches Auftreten von Kopfschmerzen möglich.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Bei gleichzeitiger Aufnahme anderer Arzneimittel kann deren Resorption verzögert werden.

Dosierung und Art der Anwendung: Bei Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum und damit verbundenem Reizhusten erfolgt überwiegend die Anwendung in Form eines in der Apotheke erhältlichen Sirups, von dem jeweils 10 g genommen werden. Ansonsten kann auch der frisch zubereitete und noch lauwarme Tee verwendet werden. Zur Teebereitung wird ein knapper Teelöffel voll Eibischwurzel (etwa 2 g) mit etwa 150 ml kaltem Wasser übergossen und 1 bis 2 Stunden unter gelegentlichem Rühren stehen gelassen. Anschließend wird kurz aufgekocht. Die Aufkochung sollte möglichst schnell wieder abgekühlt und bei Bedarf durch ein Teesieb gegeben werden. Soweit nicht anders verordnet wurde, ist eine einer Drogenmenge von 6 g Droge entsprechende Tagesdosis einzunehmen. Hinweis: Diabetiker müssen bei Verwendung von Eibischsirup die dem Zuckergehalt entsprechenden Broteinheiten berücksichtigen.

Sonstige Verwendung: Keine bekannt.


Bilder:

Die in Deutschland nur relativ selten auf nassen bis wechselfeuchten Salzweiden und in Salzröhrichten anzutreffende Pflanze ist durch einen aufrechten Wuchs mit einem normalerweise unverzweigten Stengel gekennzeichnet (linke Abbildung). Die Blätter sind wie bei vielen Malvengewächsen mehr oder weniger handförmig gelappt. Auffallendstes Merkmal ist die für Malvengewächse typische Blüte, die vor allem durch die zahlreichen Staubblätter charakterisiert ist, deren Staubfäden zu einer langen Röhre verwachsen sind (rechte Abbildung).


Literatur: Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York; M. Wichtl (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002; Europäisches Arzneibuch, 4. Ausgabe, Grundwerk 2002 und 5. Ausgabe, 2. Nachtrag; Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland, Gefäßpflanzen: Kritischer Band, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg Berlin 2002; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN). [Online Database] National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Available: http://www.ars-grin.gov/cgi-bin/npgs/html/taxon.pl?2721 (15 February 2003); Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 43 vom 02.03.89.


© Thomas Schöpke