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        | Stammpflanze: Sambucus nigra L. 
        / Holunder [Fam.
        Sambucaceae / Holundergewächse]. Synonyme: Sambucus arborescens GILIB.,
        S. medulina GILIB., S. vulgaris LAM.
        Dt. Synonyme: Deutscher Flieder, Flieder, Holder, Holler, 
        Hollerbusch, Schwarzer Holunder. |  
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     Botanische Beschreibung der Stammpflanze: 
    Flach wurzelnder, bis 7 m hoher Strauch oder Baum. Stamm mit rissiger, 
    grauer bis hellbrauner Rinde. Junge Zweige grün, mit grauen, warzigen Lentizellen. Äste mit
        lockerem, weißem Mark. Die unpaarig gefiederten Laubblätter sind gegenständig angeordnet, 10
        bis 30 cm lang, oberseits mattgrün und unterseits hell blaugrün, und bestehen aus fünf
        bis sieben eiförmigen, gezähnten Blättchen. Die sehr kleinen Blüten (etwa 5 mm im
        Durchmesser) besitzen eine meist cremefarbene Krone und befinden sich an den Zweigen in
        endständigen, schirmförmigen, flachen, reichblütigen Trugdolden. Aus den intensiv
        riechenden Blüten entwickeln sich im August die im reifen Zustand glänzend
        schwarzvioletten, kugeligen, bis 6 mm langen Beerenfrüchte, die einen blutroten Saft und
        meist drei Steinkerne enthalten und sich in den nun überhängenden Fruchtständen
        befinden, deren Äste eine purpurne bis violette Farbe annehmen. |  
        | Verbreitung: In fast ganz Europa (fehlend teilweise im
        Süden), nördlich etwa bis zum 63. Breitengrad, östlich bis Westsibirien und
        südöstlich über den Kaukasus bis Armenien und Kleinasien besonders auf fruchtbaren,
        frischen bis feuchten Böden. |  
        | Droge: Die getrockneten Blüten, 
        die bezogen auf die getrocknete Droge einen Mindestgehalt an Flavonoiden von 0,8 % 
        aufweisen (berechnet als Isoquercitrin). |  
        | Beschreibung der Droge: Der Durchmesser der Blüten
        beträgt ca. 5 mm. Sie besitzen 3 kleine Vorblätter (Lupe) und teilweise auch einen
        kurzen Stiel. Der 5zipfelige Kelch ist klein. Die hellgelbe Krone besteht aus 5
        breitovalen Kronblättern, die am Grund zu einer Röhre verwachsen sind. Die Filamente der
        5 gelben Staubblätter wechseln mit den 5 breitovalen Kronblättern ab. Der Fruchtknoten
        ist unterständig. Ihm entspringt ein kurzer Griffel mit 3 stumpfen Narben. Häufig finden
        sich im Drogenmaterial neben den intakten Blüten isolierte Blumenkronen einschließlich
        der an diesen angehefteten (adnaten) Staubblätter. |  
        | Geruch und Geschmack: Der Geruch ist eigenartig, der
        Geschmack schleimig süß. |  
        | Synonyme Drogenbezeichnungen: 
        Deutsch: Aalhornblüten, Fliederblüten, Holderblüten,
        Hollerblüten, Hütschenblumen, Kailkenblumen. Lateinisch: Flores Sambuci, Flos
        Sambuci, Flos Sambuci nigrae. |  
        | Herkunft: Überwiegend durch Sammlung aus Wildvorkommen
        der Hauptlieferländer Russland, ehemaliges Jugoslawien, Bulgarien, Ungarn und Rumänien. |  
        | Inhaltsstoffe: Bis 3,5 % Flavonoide, überwiegend Glykoside von Quercetin,
        Kämpferol und Isorhamnetin, darunter mit dem Aglykon Quercetin das Isoquercitrin,
        Hyperosid und Rutin sowie mit dem Aglykon Kämpferol das Astragalin.
        Neben den Flavonoiden 0,03 bis 0,14 eines Öls, welches sich aus freien Fettsäuren,
        Alkanen und Monoterpenen zusammensetzt. Ferner ca. 0,1 % Sterole, 1 % Triterpenalkohole (α- und
        ß-Amyrin), 0,85 % Triterpensäuren (Ursol-, 20-Hydroxyursol- und
        Oleanolsäure) sowie Hydroxyzimtsäuren. In Spuren das Mandelsäurenitrilglycosid Sambunigrin. |  
        | Wirkungen: Eine schweißtreibende (diaphoretische) und
        das Bronchialsekret vermehrende Wirkung wird der Droge zugesprochen. |  
        | Wirkungsmechanismus: Die schweißtreibende Wirkung konnte
        bislang keinen Inhaltsstoffen zugeschrieben werden. Aus diesem Grund wird vielfach
        vermutet, dass die diaphoretische Wirkung auf der alleinigen Zufuhr großer Mengen heißer
        Flüssigkeit beruht. |  
        | Anwendungsgebiete: Erkältungskrankheiten bzw. als
        schweißtreibendes Mittel bei fieberhaften Erkältungen. |  
        | Volkstümliche Anwendungsgebiete: In der Volksheilkunde
        ebenfalls als Tee zum Schwitzen und  gegen Erkältungskrankheiten sowie andere
        fiebrige Zustände. Ferner als Tee, Gurgelwasser oder Mundspülung bei Erkrankungen im
        Bereich der Atmungsorgane wie Husten, Schnupfen, Kehlkopfentzündung, Grippe und Atemnot.
        Äußerlich in Form von Kräuterkissen bei Schwellungen und Entzündungen. 
        Die Wirksamkeit bei diesen Anwendungsgebieten ist nicht
        belegt. |  
        | Gegenanzeigen: Keine bekannt. |  
        | Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt. Vereinzelt wird
        eine leicht laxierende Wirkung beschrieben. |  
        | Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt. |  
        | Dosierung und Art der Anwendung: Einer mittleren
        Tagesdosis von 10 bis 15 g Droge entsprechend werden mehrmals täglich, besonders jedoch
        in der zweiten Tageshälfte, 1 bis 2 Tassen des wie folgt zubereiteten Teeaufgusses
        möglichst heiß getrunken: Etwa 2 Teelöffel voll (3 bis 4 g) Holunderblüten werden mit
        ca. 150 ml siedendem Wasser übergossen und nach 5 min durch ein Sieb gegeben. |  | 
  
    | Literatur: Hagers Handbuch der pharmazeutischen
    Praxis, Band 6, Drogen P-Z, Springer-Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 1994; M. Wichtl
    (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart
    1997; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 50 vom 13.03.1986; Europäisches
    Arzneibuch, Nachtrag 1998 und 5. Ausgabe, Grundwerk 2005. |