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Ammi-visnaga-Früchte - Ammeos visnagae fructus [DAC 2003]

Stammpflanzen: Ammi visnaga (L.) LAM. / Zahnstocher-Ammei [Fam. Apiaceae / Doldengewächse]. Synonyme: Daucus visnaga L., Apium visnaga CRANTZ., Sium visnaga STOKES, Selinum visnaga E. H. KRAUSE, Visnaga daucoides GAERTNER, V. vera RAFIN, Ammi dilatum ST. IAGER. Dt. Synonyme: Duftlabkraut, Khellakraut, Zahnstocherkraut, Knorpelmöhre (für die Gattung Ammi).

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Aufrechte, bis 1 m hohe, einjährige Pflanze mit glattem, aber oben hin- und hergebogenem Stengel. Blätter graugrün, mehrfach fiederschnittig mit fädigen Zipfeln. Dolden groß und reichstrahlig, Doppeldolden schirmförmig, sich zur Fruchtzeit zusammenziehend (ähnlich der Möhre), von großen, blattartigen Hüllblättern umgeben. Doldenstrahlen bei der Reife dick und starr, als Zahnstocher nutzbar (Name!).

Verbreitung: Mittelmeergebiet von den Kanaren bis zum Iran. Eingeschleppt nach Europa. Stellenweise auch in Nord- und Südamerika eingebürgert.

Droge: Die getrockneten, reifen Früchte.

Drogenbeschreibung: Geruch schwach aromatisch, Geschmack etwas bitter und leicht aromatisch. Die Doppelachänen sind graubraun, breiteiförmig bis birnenförmig und meist in ihre Teilfrüchte (Achänen) zerfallen. Die eiförmigen Achänen sind 1,5 bis 3 mm lang und knapp 1 mm breit und unbehaart mit 5 helleren, erhabenen Rippen. Das Griffelpolster am oberen Ende ist bräunlich-gelb und trägt meist noch den Rest des Griffels.

Herkunft: Überwiegend aus dem Anbau in Marokko, Ägypten und Tunesien, zunehmend auch aus Rußland.

Inhaltsstoffe: Furanochromone 2 bis 4 %   mit Khellin als Hauptkomponente, Pyranocumarine (gemeinsam als Visnagane bezeichnet) 0,2 bis 0,5 % mit Visnadin als Hauptkomponente und weiteren Visnaganen, zahlreiche Flavonoide, darunter Quercetin, Isorhamnetin und Kämpferol in meist sulfatierter Form sowie 0,02 bis 0,03 % ätherisches Öl mit Carvon, Kampfer, Linalool sowie cis- und trans-Linalooloxid als dominierenden Bestandteilen.

Wirkungen: Visnagane, insbesondere Visnadin, mit muskulotrop spasmolytischer Wirkung besonders auf die Herzkranzgefäße (koronarerweiternd und damit positiv inotrop). Ferner spasmolytische Wirkung auf Muskulatur von Bronchien, des Magen-Darm-Traktes, von Gallenblase und -wegen sowie des Uterus, dieses auch durch die Visnagane, insbesondere aber durch Khellin.

Anwendungsgebiete: Angina pectoris, Koronarinsuffizienz, paroxysmale Tachykardie, Extrasystolen, Altersherz mit Hypertonie, Asthma, Keuchusten, krampfartige Beschwerden des Unterleibs. Ferner in Kombinationen mit einer Vielzahl weiterer Indikationen des gleichen Formenkreises wie Verhütung vorzeitiger Altersbeschwerden von Herz, Kreislauf und Gefäßsystem, nach Herzinfarkt, bei nervösen Störungen des Herzens, Hypotonie, Bronchitis, Bronchialasthma und Husten, Spasmen des Magen-Darm-Traktes, der Gallen- und Harnwege etc. Hinweis: Trotz der erwiesenen pharmakologischen Wirkungen der Inhaltsstoffe ist die Wirksamkeit bei den beanspruchten Anwendungsgebieten nicht belegt! [Kom. E] Standardisierte Extrakte sowie reines Visnadan noch gelegentlich in Fertigpräparaten zur Behebung von Koronarspasmen, Khellinpräparate gelegentlich zur Intervallbehandlung von Asthma bronchiale.

Unerwünschte Wirkungen: Photosensibilisierende Eigenschaften: Durch die Furanochromone, vor allem Khellin und Visnagin, wird die Haut lichtemppfindlicher (keine längere Sonnenbäder oder sonstige UV-Einwirkung während der Dauer der Anwendung!). Ferner gelegentlich Übelkeit, Schwindel, Verstopfung, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen. In Einzelfällen allergische Reaktionen.

Dosierung und Art der Anwendung: Visnadinpräparate 3-4mal täglich p. o. mit Einzeldosis von 100 mg, Khellinpräparate 2-3mal täglich mit Einzeldosis 25 mg. Zur Teebereitung 0,5 g der Früchte (ein Teelöffel entspricht etwa 2,5 g) zerstoßen, mit kochendem Wasser übergießen und nach 10 bis 15 min durch Teesieb geben [Wichtl].

Beurteilung der Droge durch die Kommission E: Infolge der nicht erwiesenen Wirksamkeit der Droge und ihrer Zubereitungen bei den beanspruchten Anwendungsgebieten ist die therapeutische Anwendung in Anbetracht der Risiken nicht zu vertreten. [Kom. E]


Bilder:

Ammi visnaga (L.) LAM. (Zahnstocher-Ammei): Ihren Namen verdankt die bis 1 m hohe, einjährige Pflanze den zur Fruchtreife dicken, starren und daher als Zahnstocher nutzbaren Doldenstrahlen. Ansonsten besitzt die Pflanze ebenso wie die Möhre mehrfach geteilte Hüllblätter mit linealischen Zipfeln sowie Dolden, die sich zur Fruchtzeit zusammenziehen, weshalb die Pflanze alternativ auch als "Knorpel-Möhre" bezeichnet wird.


© Thomas Schöpke